„Wenn du wüsstest", murmelte ich schmunzelnd, die Augen weiterhin geschlossen und der weiteren Geschichte lauschend. Nebenbei fragte ich mich wie unserer Gespräch wohl auf sowas gekommen war. Die Geschichte der Insel hörte sich beinahe wirklich wie ein Märchen an und kurz öffnete ich eines meiner Augen um meine Iride durch den Raum schweifen zu lassen, sah ein paar verträumte Blicke und lächelte kurz, ehe ich das Lid wieder schloss. Das Marco sich das letzte Stück Essen genommen hatte, hatte ich nebenbei mitbekommen und schnaubte amüsiert, tat er ja so als würde ich nichts übrig lassen wollen. Zurecht wie ich zugeben musste.

Unseren Familien und Kindern ging es gut und wir erfreuten uns an einem schönen Leben, doch dann kamen die Schatten, fing der Mann an und aus den Augenwinkeln, sah ich wie einige Mundwinkel nach unten sackten, scheinbar schien diese Geschichte kein Happy End zu haben. Sie vertrieben uns aus dem Bergwerk und stahlen uns unsere Schätze, sodass wir kurz davor waren allen Reichtum zu verlieren und unser Volk litt Hunger, okay, also hatte dieses Volk auch eine traurige Geschichte zu verzeichnen. Wir haben uns den Schatten gebeugt und halten uns vom heutigen Tage von den Bergen fern und mit jenem Tag kamen die Kirschblüten zurück und wir konnten unser Leben wieder aufbauen. Die Kirschblüten waren einige Zeit fort gewesen?

Hatte ich eben noch gelächelt so verzog sich meine Miene nun ernst, als der traurige Teil der Story kam und Fragen in meinem Kopf aufgeworfen wurden. Angefangen damit was genau diese Schatten wohl waren, von denen sie vertrieben wurden. Auslöser war also der Berg und in mir machte sie direkt das Bedürfnis breit sich das Ganze mal anzusehen. Einfach nur um zu sehen ob die Geschichte wohl wahr war und ob man vielleicht etwas erleben konnte. Sollte es Stimmen was er erzählte, konnte ich vielleicht sogar helfen, wenn ich es schaffte diese Schatten zu vertreiben. Die Stirn gerunzelt, sah ich kurz zu Marco, stützte nun mein Kinn auf die Alte die ruhig auf der Lehne des Stuhls gebettet waren und sah dann zu dem Alterchen.

Vielleicht gehörte die Hütte, die wir heute Nachmittag gesehen hatten zu den Berghütten, sagte ich zu ihr und überlegte, weiter, strich mir immer wieder über mein Kinn und damit über meinen leichten Dreitagebart. Es würde zumindest erklären, warum diese so verlassen aussah. Man hatte die Hütten vermutlich nicht mehr instand gehalten, wenn man den Bergbau aufgegeben hat. Müsste es dann nicht auch eine Miene hier geben. Hast du eine Karte von der Insel?

Ich lauschte Marco's Worten udn stimmte ihm stumm nickend zu. Auch die Geräusche die ich gehört hatte als wir den Wald verlassen hatten schossen mir wieder in den Kopf. „Nach dem kleinen Training und als wir die Hütte zurückgelassen hatten, hatte ich ein seltsames Gefühl in der Magengegend und Geräusche sind an meine Ohren gedrungen, die dieses ausgelöst haben", erklärte ich ihm und überlegte ob ich eine Karte der Insel bei mir hatte. Kurz in Tasche meines Rockes nachgesehen griff ich nach einem gefalteten Stück Papier. Ich konnte mich nicht erinnern etwas in der Tasche gehabt zu haben. Mich nun richtig hingesetzt entfaltete ich dies und sah misstrauisch auf das alte Ding. „Das gehört nicht mir", ich führte keine alten Karten mit mir rum, orientierte ich mich vorwiegend mit meinen Sinnen die anscheinend versagt hatten, wenn jemand so nahe an mich herankommen konnte.

Meine Augenbrauen wanderte wieder nach oben, als sie diese Merkwürdigkeit an der Hütte meinte, die scheinbar nicht nur ich wahrgenommen hatte. Ich dachte, dass ich etwas aus den Augenwinkeln gesehen hatte. Wenn sie die gleiche Erscheinung gesehen hatte wie ich, dann war es keine Einbildung gewesen. Ich drehte mich wieder der Tischplatte zu. Wie sie gehört dir nicht?, fragte ich Kyra und nahm den alte Karte an mich damit ich sie auf unseren Tisch ausbreiten konnte. Hast du deine Tasche unbeobachtet gelassen? Schau nach ob noch alles da ist, meinte ich, wobei es ein Ding der Unmöglichkeit war sie so nahe an sie heranzuschleichen. Allein ihr Gehör und auch der Geruch hätte jemanden verraten.

Jetzt wo er das erwähnte, hätte ich das vielleicht direkt erwähnen sollen, dann hätten wir direkt nachsehen können. „Ich nutze meine Sinne im mich zu orientieren, da brauche ich keinen Karte", erklärte ich und rümpfte kurz mit der Nase, ehe ich schnaubte. „Ich lasse nichts an meinem Körper unbeobachtet und schon gar nicht meinen persönlichen Dinge", war das ja beinahe eine Beleidigung und da sprach definitiv der Hund aus mir. Ich war einen Diebin durch und durch und hatte Sinne die schärfer waren als die des Menschen, da hätte ich sicher etwas mitbekommen, wenn mir jemand menschliches zu nahe gekommen wäre. „Wir sehen uns das an oder? ", hakte ich nun eine Spur sanfter nach, sollte er nicht glauben das ich ihm das jetzt übel nahm.

Schlussendlich hat dir jemand diese Karte untergejubelt ohne das du dies bemerkt hast, stellte ich fest. Ich zweifelte nicht an ihren Sinnen, waren diese doch deutlich schärfer und eines ihrer größten Stärken, allerdings... irgendwie hatte jemand es geschafft es unbemerkt ihr zuzustecken. Das Gefiel mir nicht so ganz, besonders, wenn ich diese Erscheinigung nicht zuordnen konnte. Ja, wir sollten es uns auf jeden Fall einmal ansehen, meinte ich dann zu ihr. Ich konnte ihren Ärger verstehen, denn immerhin wäre ich sie genauso drauf gewesen, wenn mir so etwas passiert wäre.

„Es kann aber nichts menschliches gewesen sein", erklärte ich und ärgerte mich weniger über ihn als über mich. Auf mich war immer verlass und irgendwie fühlte sich das wie ne bittere Niederlage an, das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen. „Wolltest du noch mehr mitnehmen oder nur wir zwei? ", hakte ich nach und begann mit einer meiner Strähnen zu spielen während ich in meinen Gedanken versank. Eigentlich wollte ich nur ungerne noch jemanden mitnehmen, da wir nicht wussten mit was genau wir es zu tun hatten und unnötig jemanden in Gefahr zu bringen kam eigentlich nicht in Frage. Marco war stark und intelligent und wenn er das nicht hinbekommen würde wusste ich auch nicht. Das hieß zwar nicht dass die anderen der Crew schwach waren, ganz im Gegenteil. Jeder von ihnen hatte seine Stärken und Schwächen aber wenn es wirklich was Übernatürliches war...

Ich habe nie an deinen Fähigkeiten gezweifelt, lächelte ich sie an. Ich zähle nur Fakten auf und versuche es einzuordnen, erklärte ich ihr und betrachtete die Karte. Sie war wirklich sehr alt und hatte mehr eingezeichnet, als die Karte die ich im Hinterkopf hatte. Nein, zu viele wäre hier vermutlich nicht gut, zumal ich erst einmal herausfinden will, womit wir es hier eigentlich zu tun haben. Zumal man immer noch andere dazuholen konnten und mein Phönix war auch nicht zu unterschätzen. Wenn wir zu viele waren, konnten es auch sein, dass wir etwas aufschreckten, wovon wir keine Ahnung hatten. Ich würde vorschlagen, dass wir noch einmal zu der Hütte gehen und uns genauer umsehen.

„Sorry, ich wollte nicht so harsch sein", erwiderte ich sein Lächeln, wusste ich ja im Grunde, das er das nicht tat. Würde er an irgendetwas von mir zweifeln, würde er mich garantiert nicht mitnehmen. Nickend befürwortete ich seine Entscheidung, war froh das wir uns diesbezüglich einig waren und ich sah dabei zu wie er die Karte studierte. Er war diesbezüglich in seinem Element, war das ein Hobby von ihm. Er genoss mein vollstes Vertrauen und trotz des Ärgers in mir spürte ich eine gewisse Vorfreude auf das Kommende. Ich wollte doch ein Abenteuer nun kam ich anscheinend in eins. „Wolltest du direkt los oder morgen früh", fragte ich weiter, wusste ich nicht ob er noch Vorbereitungen treffen wollte oder einfach drauf los.

Du warst nicht harsch. Zumindest nicht mehr als sonst, lächelte ich sie an und strich ihr wieder über den Kopf, ehe ich wieder zu der Karte sah und sie mir noch einmal genauer einprägte, sollte sie auf mysteriöse Art und Weise wieder verschwinden. Wenn es sich wirklich um eine Art Geist handelt, dann ist er nachts am Stärksten, spricht doch jede Legende und Märchen davon, dass die Nacht und insbesondere die Geisterstunde der Höhepunkt ihrer Macht ist. Wenn wir nicht wissen, womit wir es zu tun haben, sollten wir es nicht gerade versuchen herauszufinden, wenn die Stärke unseres potenziellen Gegners am höchsten ist. Ich war kein Feigling, doch ging ich so etwas lieber von der logischen Seite an und sich auf eine Vorteilsseite des Gegners zu geben, spielte ihm nur Trümpfe in die Hand, die wir nicht gebrauchen konnten.

Dieses Mal hatte ich nichts dagegen das er mir über den Kopf strich, ließ das auch kommentarlos über mich ergehen. „Hast du was dagegen, wenn ich die Nacht in der Nähe des Waldrandes verbringe? Ich habe nicht vor irgendetwas alleine und auf eigene Faust zu unternehmen", fragte und versprach ich, hatte schlussendlich er das letzte Wort. Das er den Tag über losziehen wollte, war bei seiner Ausführung das logischte, aber ich hatte die Möglichkeit bereits in der Nacht ein wenig zu lauschen, vielleicht zur hören was diese Dinge sein konnten. Wenn irgendetwas war, würde ich natürlich direkt zu ihm gehen, aber ich würde sonst eh keine Ruhe bekommen.

Nein, aber ich werde dich begleiten, denn du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dich allein lassen, wenn ich so ein wissen habe?, fragte ich sie und verstand sofort ihre Beweggründe, aber sicherlich würde ich sie damit nicht alleine lassen. Nein, wenn ihr etwas zustieß, würde ich mir ewige Verwürfe machen. Ich stand auf und ging zur Theke, damit ich bezahlen konnte. Wieder zu ihr zurückgekommen, lächelte ich sie an und reichte ihr meine Hand, damit wir losgehen konnte. Ich war wirklich gespannt darauf, ob wir heute Nacht etwas mitbekamen, allerdings mussten wir auch ausreichend schlafen.

Ich schmunzelte, konnte ich mir doch von vorneherein denken das er mich das nicht alleine machen lassen würde. Nicht weil er mir nicht vertraute, sondern einfach weil sein Verantwortungsbewusstsein dies nicht zulassen würde. Ich sah ihm nach wie er zur Theke ging und scheinbar bezahlte. Die angefangene Sakeflasche ließ ich stehen, war das letzte was ich jetzt wollte trinken. Fertig mit allem kam er zurück und reichte mir seine Hand, die ich leicht lächelnd und nickend annahm. ehe ich mich erhob. Ihm gefolgt verließen wir das Lokal und alle meine Sinne stellten sich direkt scharf, kaum hatte ich das Freie betreten. Eine blöde und dennoch hilfreiche Angewohnheit.